Nach einigen Jahren Tanzen bis ins Jahr 2000, zwei erfolglosen Versuchen zum Laufen zu wechseln in 2000 und 2001 sollte 2011 nochmal ein Anlauf genommen werden.
Am Karfreitag zog ich Laufkleidung an (Die B-Note paßte...) und trabte los. Noch strikt mit Uhr und "1 Minute laufen, 1 Minute gehen" wie es im Trainingsplan von "Lauf 10" empfohlen wurde. Das ist eine Initiative des Bayrischen Rundfunks mit dem Ziel den einen oder anderen Sportmuffel vom Sofa und raus in die Natur zu locken. Schon bald merkte ich, daß mich Pläne eher nerven und ich doch nicht so unsportlich bin, wie es der Plan für den Laufanfänger vorsieht.
Ganz wichtig war mir auch, daß es niemand erfährt, weil ich natürlich extrem langsam unterwegs war (und immer noch bin) und das verglichen mit meinem Triathleten-Umfeld eine Beleidigung für den Weg war, auf dem ich gelaufen bin.
Aber irgendwie machte es Spaß...
Und so meldete ich mich für den 6,6 km Lauf im Rahmen des Nürnberger Stadtlaufes an. Zu diesem Zeitpunkt wußten vielleicht 3 Leute außerhalb der Familie daß ich laufe und selbst der Gedanke "melde unter einem anderen Namen" wurde diskutiert... aber letztendlich für Blödsinn befunden und so fuhr ich im September nach Nürnberg holte meine Startunterlagen ab und stand am 03.10.2011 zum ersten Mal selbst bei einem Lauf mit Zeitnahme und allem Drum und Dran am Start.
Mit dem ganzen Drumherum kannte ich mich gut aus, war ich doch schon bei zahllosen Wettkämpfen vor Ort gewesen und der absolute Profi für Vorwettkampfvorbereitungen.
Und so lief ich und es lief gut und ich kam ins Ziel und war absolut glücklich. Bei der Veranstaltung hab ich glaurung und Wombat getroffen und es war einfach selbstverständlich, daß ich auch mit orangem Shirt und Transponder da stand.
Es gab ein paar wahnsinnig motivierende und aufmunternde Worte von den Leuten, die davon wußten und ich fühlte mich bestätigt. Zu lesen, daß jemand sich für mich freut und stolz auf mich ist, weil ich 39 min durch Nürnberg trabe ist ein unglaublich gutes Gefühl.
Und ich hab noch was gemerkt: Wettkämpfe sind das, was mir Spaß macht! So bin ich keine zwei Wochen später nach Greding zu einem 5 km Lauf gefahren. Es war windig, die Strecke war totlangweilig - aber als Max Dorner mich im Ziel ansagte wußte ich, daß es sich gelohnt hat und Max hat mir auch sofort versprochen, daß es im nächsten Jahr eine neue Strecke geben wird.
Laufen im Winter, bei Dunkelheit und schlechtem Wetter - nicht mein Ding. Wo meine Mutter fast täglich lief lag ich auf dem Sofa und las in den Foren wie andere Sport machen.
Mit Voldi schmiedete ich den Plan, daß wir ein Winterpokalteam aufmachen. Aber ohne Streß, ohne das forumsüblichen "wer ist besser"-Nervereien - einfach nur für uns.
Viele Kilometer wurden es nicht. Es war kalt, es war dunkel, das Wetter war schlecht, mich nervte es zig Schichten anziehen zu müssen...
Dann kam Silvester und ich war am Start. Hier machte ich auch eine unschätzbare Erfahrung: ich kann mich gar nicht so sehr anstrengen, daß ich nicht noch Reden kann. Unterwegs hab ich einfach meine "Gegner" tot gequatscht. Ich hätte nie gedacht, daß "also ich würde am Berg nicht laufen, das kostet doch soviel Energie" Leute dazu bringt, Gehpausen zu machen bis ich auch wieder loslaufe und ich dann schneller bin...
An Silvester abends hab ich dann noch für den 22.06. den Volkslauf im Rahmen des Metropol-Marathons in Fürth gemeldet - ich war doch etwas euphorisch.
Am 6. Januar folgte dann ein Charity-Lauf in Unterwurmbach wo ich mich zum ersten mal an die 9,1 km rantraute. Und es war super, obwohl ich sicher auf der Runde so ziemlich die letzte war. Und wieder klappte die Taktik mit dem Reden - außerdem hab ich mehr Spaß, wenn ich unterwegs jemandem was erzählen kann. Und danach gab es ein gigantisches Kuchenbuffet.
Aus meinem Plan im Urlaub in Portugal zu laufen wurde exakt ein Lauf am letzten Urlaubstag. Der war fein, weil die Runde durch die Straßen der Stadt und die Fußgängerzone ging. Ja, da geht es mir gut, wenn ich möglichst abgelenkt bin und viel zu sehen habe.
Nach dem Urlaub am 26.03. dann mein erster 10er in Treuchtlingen. Wenige Tage zuvor hatte ich mir zwei Zehen gestaucht/gebrochen. Aber mit Tape drumherum ging es. Mein Knie tat nach gut einem km weh, aber mit Kniehose übers Knie hochgezogen war auch das wieder gut. Lange Runden über trostloses weites Feld, furchtbarer Gegenwind, kaum Läufer, nichts zu trinken... Meine erste Gehpause machte ich nach keinen 300 m am ersten Berg, auf der zweiten Runde hab ich den Feuerwehrleuten gesagt, sie könnten jetzt einpacken es kommt keiner mehr und hab mich entschuldigt, daß sie so lange herumstehen mußten. Am Ende kamen zwei Radler, die Sorge hatten mir ginge es schlecht. So hatte ich auf den letzten 2 km noch nette Begleitung zum Reden.
Danach kam am 09.04. Wendelstein, wo ich meinen ersten 10er durchlief. Helmut - TM60 - sei dank. Wir haben in kürzester Zeit beschlossen, daß es das beste ist wir laufen zusammen und so sind wir trotz Gewitter und Regen durch die Felder getrabt und ich hab Helmut ein wenig unterhalten. Er konnte nicht mehr so gut reden. Am Ende gab es keine Verpflegung. Ich war naß, müde, genervt im Ziel und war froh, daß ich im Auto noch ein paar Kekse und eine Flasche Wasser hatte. Aber das Gefühl 10 km durchgelaufen zu sein war genial.
Zwischenzeitlich kam ich ja auf die Idee auch 10 km am Rothsee laufen zu können. Danke, daß Christian sich da so reingehängt hat, ich war in den Wochen bis dahin mehrfach soweit das alles sein zu lassen.
Im Urlaub auf Lanzarote - 8 Wochen vor Rothsee - wollte ich endlich richtig viel trainieren. Aber am dritten Tag stürzte ich und es war nicht mal mehr an normales Gehen ohne Schmerzen zu denken. Das war´s dann wohl...
Als nächstes kam am 21.05. Abenberg - Burgfestlauf - mit dem Ziel auf der Burg Abenberg. Es war furchtbar warm, mir war nach einem km schlecht und schwindelig, ein älterer Herr wollte kein Helmut-Nachfolger sein, sondern rannte immer wie bekloppt los, wenn ich eine Gehpause machte um keine 100 m später zu gehen. Wenn er von mir überholt wurde, versuche er dran zu bleiben, ging aber nicht und so überholten wir uns auf den ersten 4,5 km zig mal. Bis er aufgab. Vielleicht wollte er auch nicht mehr angequatscht werden, wenn er an mir vorbei kam. Das nächste Gespräch wäre sicher über Potenzprobleme gegangen... Im Ziel aber Sonne, tolle Atmosphäre an der Burg - alles prima.
Training war und blieb sehr stimmungsabhängig. Wendepunktstrecken finde ich furchtbar langweilig. Berge doof. Gegenwind nervig. Und außerdem begleiten mich zwei große Probleme: ich überhitze sofort. Wo ich sonst Wärme und Wind liebe - beim Laufen geht das gar nicht, ich sehe sofort aus, als würde ich platzen und dummerweise fühle ich mich auch so. Und mein Kopf verwickelt mich oft ab dem ersten Meter ins sinnlose Diskussionen über den Sinn der nächsten 100 m. Kurz zusammengefaßt: ich hab kaum trainiert, wenn dann war es ok, aber mein Engelchen im Kopf (oder war es das Teufelchen) hat mir oft geflüstert "komm, wander doch ein Stückchen... soviel langsamer bist Du gar nicht... außerdem geht es um nichts..."
Vor Rothsee dann eine Woche vorher der Test am Samstag nachmittag, an dem gar nichts ging. Sonntag dann deutlich besser. Außerdem lief ich mittlerweile nur noch mit Wasserflasche und kippte mir regelmäßig welches ins Gesicht und über den Kopf um dem Hitzegefühl entgegen zu wirken.
Am Freitag vor Rothsee dann Start beim Volkslauf in Fürth: tolle Stimmung, Gänsehautmusik vorm Start - ich fand bald eine junge Frau mit der ich das gleiche Tempo lief, wir plauderten ein wenig... und so lief ich bis auf eine Steigung komplett durch und kam nach 33 min strahlend ins Ziel. Ja, so kann Rothsee kommen.
Das besondere an der Staffel ist ja, daß man plötzlich Verantwortung für zwei andere mit hat. Sooft mir Christian auch sagte, ich bräuchte mir keine Sorgen machen, er würde nicht nur daran glauben, daß ich das hinkriege, es wäre auch nur wichtig, daß wir Spaß haben, so sehr war ich doch aufgeregt. Von Voldi und Ines kamen nochmal aufmunternde Worte und so rückte der große Tag näher. Geschlafen hab ich in der Nacht fast gar nicht, vorbereitet war ich auf den Einsatz als ginge es wirklich um was ganz Großes. Naja - ging es ja auch: mein erster Start bei einem Triathlon und das vor Ort mit einer Menge Freunde und Bekannte auf und an der Strecke. Es war einfach nur genial. Perfekt. Wunderbar. Traumhaft. Ich lief mit meiner Staffel ins Ziel, wurde von einigen anderen dort in Empfang genommen und war glücklich. Danke für die vielen aufmunternden Gedanken vor, während und nach dem Wettkampf. Ich hätte nie gedacht, daß ich mal wegen meinem eigenen Start so hippelig am Start stehe und später mit Glückstränchen im Ziel herumsitze.
Mein nächstes Ziel war der Frauenlauf am vergangenen Sonntag. Zuvor zwei Trainingseinheiten im Englischen Garten. Dort macht mir laufen Spaß. Und Sonntag nur der Wahnsinn in Pink. 1500 Frauen auf einer Runde von ca. 3,5 km. Man hatte 1,5 Stunden Zeit und durfte sooft herumlaufen wie man wollte. Bei mir waren es am Ende 4 Runden und ich dachte keine Sekunde an eine Gehpause. Wäre nicht Zielschluß nach 1:30 Std. gewesen, ich wäre noch eine Runde gelaufen.
Und nun stehen die Überlegungen für die nächsten Läufe an.
Dank Läufercup hier im Landkreis gibt es häufig Möglichkeiten.
Und die Anmeldung für den Nürnberger Stadtlauf... 6, 10 oder 21,1 km? Ines traute mir schon zum HiRo-Run im April die 21,1 zu - ich nicht und ich denke es war auch gut so.
Nun ist die Frage, wann ich mich das nächste Mal zum Training motiveren kann.
Am 28.07. ist auf jeden Fall Kirchweihlauf in Allersberg und am 29.07. ein Charitylauf in Eckersmühlen zu Gunsten von Waisenkindern in Ruanda.
Solange es soviele Wettkämpfe gibt brauch ich ja eigentlich kein Training, oder?
Dank dieser wunderbaren Gefühle im Wettkampf und vor allem im Ziel bin ich mittlerweile soweit, daß ich davon erzähle, daß ich laufe. Die Reaktionen hier haben mir gezeigt, daß sogar gestandene Triathleten und Marathonläufer und -innen sich mit mir freuen, obwohl natürlich meine Leistungen eine Kleinigkeit sind, verglichen mit dem, was hier üblicherweise abgeliefert wird, man mir auch sagen könnte, daß ich besser spazieren gehe, nicht jeder laufen müßte usw.
Vielleicht werde ich solche Reaktionen auch noch bekommen. Wenn auch vermutlich nicht von hier, dann kann ich mir trotzdem vorstellen, daß sich andere mit Freude in Lästereien ergießen werden, wenn sie hier mitlesen oder davon erfahren. Aber was soll's - ich glaub die Menschen, die mir wirklich wichtig sind stehen hinter mir und ich laufe für mich, nicht für andere. Dennoch ist es ein tolles Gefühl, mal die Seiten zu wechseln... wenn jemand für mich am Streckenrand steht, mir meine Wechselkleidung aufbewahrt, für mich klatscht, mir versucht aufmunternde Worte zuzurufen und mich am Ende im Ziel mit einem Becher Tee erwartet in den Arm nimmt und sich mit mir freut.
Ich werde versuchen Euch hier ein wenig auf dem Laufenden zu halten was ich so tue oder nicht tue.
Meine Ziele "10 km durchlaufen", "5 km abnehmen" und seit gestern "HM-Laufen" sind mal hier festgehalten. Das erste ist mir jetzt schon zweimal gelungen. Das zweite wird hart - und ich will es auch nicht mit Gewalt probieren, das führt nur zu schlechter Laune. Und das dritte... tja... ich denke ich könnte es packen - auch wenn andere in der Zeit einen Marathon laufen, wo ich grad mal die Hälfte schaffen werde.
Und noch etwas:
Danke an Ines, Voldi, Thorsten und Christian für´s gut zureden zu jeder Zeit, seitdem sie wissen, daß ich laufe,
an Frank fürs Zuhören und daß er hinnimmt, daß ich mir meine Euphorie nicht nehmen lasse, und weiterhin ohne großes Training zu Wettkämpfen gehe,
an meine Mutter, die mich mit ihrer Begeisterung fürs Laufen zu so manchem Lauf motiviert hat,
an glaurung und Wombat, daß sie meinen Anfängen mit soviel Normalität begegnet sind,
an meine ganze Triathlonfamilie beim Rothsee-Triathlon, die mir zu einem grandiosen Erlebnis verholfen haben: crobi, Familie Elch, die Maultäschles, FJW, Thorsten, Maja, Frank - und natürlich meine Staffel!
Und an die Toten Hosen, daß sie mir mein Wettkampflied geschrieben haben!
Tage Wie Diese
Ich wart seit Wochen, auf diesen Tag
und tanz vor Freude, über den Asphalt
Als wär's ein Rythmus, als gäb's ein Lied
Das mich immer weiter, durch die Straßen zieht
Komm dir entgegen, dich abzuholen, wie ausgemacht
Zu der selben Uhrzeit, am selben Treffpunkt, wie letztes mal
Durch das Gedränge, der Menschenmenge
Bahnen wir uns den altbekannten Weg
Entlang der Gassen, zu den Kanalterrassen
Über die Brücken, bis hin zu der Musik
Wo alles laut ist, wo alle drauf sind, um durchzudreh'n
Wo die Anderen warten, um mit uns zu starten, und abzugeh'n
An Tagen wie diesen, wünscht man sich Unendlichkeit
An Tagen wie diesen, haben wir noch ewig Zeit
Wünsch ich mir Unendlichkeit
Das hier ist ewig,ewig für heute
Wir steh'n nicht still, für eine ganze Nacht
Komm ich trag dich,durch die Leute
Hab keine Angst, ich gebe auf dich Acht
Wir lassen uns treiben, tauchen unter, schwimmen mit dem Strom
Dreh'n unsere Kreise, kommen nicht mehr runter, sind schwerelos
An Tagen wie diesen, wünscht man sich Unendlichkeit
An Tagen wie diesen, haben wir noch ewig Zeit
In dieser Nacht der Nächte, die uns so viel verspricht
Erleben wir das Beste, kein Ende ist in Sicht
Kein Ende in Sicht
Kein Ende in Sicht
Kein Ende in Sicht
An Tagen wie diesen, wünscht man sich Unendlichkeit
An Tagen wie diesen, haben wir noch ewig Zeit
In dieser Nacht der Nächte, die uns so viel verspricht
Erleben wir das Beste, kein Ende ist in Sicht
Erleben wir das Beste, und kein Ende ist in Sicht
Kein Ende in Sicht