Wie war das jetzt vor 30 Jahren?Detlef Kühnel ist natürlich auch schuld. Er war ja zu dem Zeitpunkt schon zweimal in Hawaii gewesen und ich hatte dummerweise einen Medienbericht mitbekommen, in dem sie diese verrückten Sportler vorgestellt hatten. Natürlich war in meinen Augen so eine Leistung übermenschlich - für mich unerreichbar. Aber tief in meinem Hirn hat es sich wohl eingeprägt, dass so 'ne Nummer schon unglaublich cool wäre.
Und dann gab es da bei uns einen Stadtmarathon. Ok, dachte ich, wenn schon kein Ironman, dann fang ich halt erstmal klein an und probiere mich im Laufen. 10km konnte ich ja damals für einen Nichtsportler relativ flott laufen, vier mal das Ganze sollte also auch kein größeres Problem darstellen.
Größte Hürde: Ich war ja erst 17 und brauchte also die Unterschrift von meinen Eltern. Meinen Vater konnte ich nicht so recht begeistern, also habe ich meine Mutter gefragt. Sie fand die Idee sogar so gut, dass sie da auch gleich mitmachen wollte.
Von nun an wurde trainiert. Aber was? Das Web war ja noch nicht erfunden, Trainingspläne runterladen war also nicht. Hugendubel hatte gerade in Nürnberg eröffnet, aber Stöbern war kaum möglich, da zu der damaligen Zeit nur ein paar Zentimeter der entsprechenden Literatur im Regal standen. Aber neben van Aaken und Lydiard stand da auch noch Steffnys Marathontraining. Hörte sich gut an, also hab ich es mal mitgenommen. Irgendwann habe ich aber beschlossen, dass sich das dort Geschriebene anstrengend anhört und für mich als junger Hupfer ja eh nicht gilt. Das mit den langen Läufen habe ich wahrscheinlich komplett überlesen. Kein Internet, keine brauchbare Literatur, keine Kontakte zu irgendwelchen Leichtathleten - also habe ich beschlossen, alle Fehler mal selbst auszuprobieren.
Zwei bis drei mal pro Woche laufen, das sollte reichen. Und mit einem längsten Lauf von ca. 15km fühlte ich mich wirklich gut vorbereitet. Mein erster Laufwettkampf überhaupt - die Szenerie, die Community, das Startunterlagen-Procedere, all das war Neuland für uns. Im U-Bahn-Verteilergeschoss breitete sich ein Geruch nach Muskelöl aus, der einen den Atem nahm. Aber irgendwann standen wir mit damals unglaublichen 1100 anderen Läufern an der Startlinie. Und es stellte sich heraus, dass die Läuferschar auch sehr motivierend wirken kann. Die Kilometer vergingen wie im Flug - zumindest die ersten paar. Im Nachhinein war es ja abzusehen, dass man sein annähernd 10er Renntempo nur über die halbe Strecke retten kann. Dann ist halt Schicht im Schacht. Da nützen auch die langen 15km-Läufe im Training nix. Also schleppe ich mich mit vielen ausgiebigen Gehpausen bis ins Ziel. Und dummerweise fehlt mir die nötige Erfahrung, um rechtzeitig zum Zielsprint anzusetzen.
Deswegen habe ich auch diese traurige Debut-Zeit von 4:00:15 stehen. Eine Bestzeit, die aber immerhin 18 Jahre Bestand haben sollte - bis sich halt dieser blöde Medienbericht über Kühnel und Debus wieder in die vorderen Hirnwindungen schob.
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Als ich damals nach 4 Stunden in's Ziel kam, waren sie schon fast beim Abbauen, weil zu der Zeit ja nur richtige Läufer bei solchen Veranstaltungen mitgemacht haben. Den Zielkanal gab's schon nicht mehr und ich durfte ziemlich einsam zwischen den Sonntags-Spaziergängern durchrennen.