Ein Tag im KinzigtalOch nöööö – dachte ich gestern morgen bei mir, als ich um 5:45 Uhr auf den Radiowecker blickte. Dabei hatte ich das blöde Ding doch extra nicht eingeschaltet und doch hat mich mein Unterbewusstsein einmal mehr überlistet.
Am Abend zuvor hatte es eine kleine spontane Riesling Weinprobe auf Kampas Terrasse gegeben. Schließlich sollte der gute Tropfen, den ich letzte Woche aus dem Rheingau mitgebracht habe nicht schlecht werden. Es wurde auch ein bisschen später und nach dem dritten Schoppen hatte ich den Tria für den nächsten Tag innerlich schon abgesagt. Wozu auch – denn das ganze Geraffel um TS und Trainingsgedöns hat mir so die Lust an dem Sport vermiest, dass ich eigentlich schon alle WK absagen wollte und wieder zurückkehren wollte zu den Dingen die gerne tue und einfach nur schwimme, radfahre und laufe und die Tatsache, dass man alles auch kombinieren kann ignoriere.
Tja und so lag ich also So früh kurz vor 06:00 Uhr in meinem kuscheligen Bette und war am Grübeln. „Wenn es doch nur nicht so sehr nach Kneifen aussehen würde.“ Schlussendlich war es auch dieser Gedanke der mich dann doch hoch trieb. Ein bisschen zu spät war ich zwar dran aber das war mir egal – ich dachte schon : „Na prima, wenn Du zu spät ankommst haste ne gute Ausrede und brauchst nicht zu starten“.
Aber auch aus dieser Hoffnung wurde nix. Aber der Reihe nach. Rad, Schuhe, Helm, etc. alles war schon im Auto – nur dieses verfluchte Emu Top konnte ich einfach nicht finden. Und wenn ich mich heute schon auf die Strecke quälen würde, dann nur als Emu – SO!
Also nochmal gesucht und dann ganz einfach die gesamte Schublade auf dem Boden verteilt. Aus der letzten Ecke des Bettes hörte ich ein „Sach mal – WAS UM HIMMELS WILLEN MACHST DU DA EIGENTLICH“ --- uuups – ich hatte wohl vergessen meinen Männe darüber in Kenntnis zu setzen, dass ich nu doch los wollte. Diese Information wurde mit einem „Lohnt das denn jetzt noch“ und anschließendem Schnarchen quittiert- grummel!!!
Irgendwann fand ich dann endlich das dumme Ding und es konnte los gehen.
Ist es bei Euch eigentlich auch immer so, dass ausgerechnet dann der Tank leer ist, wenn ihr es mal eilig habt?? – Aber ich vergaß – eigentlich hatte ich es ja nicht eilig, denn ein Zuspätkommen, war ja durchaus gewünscht.
Also dann, rauf auf die Autobahn – an Gießen vorbeigesaust und ab auf die A45 in Richtung Hanau. Irgendwie hat mir dieses blöde Auto doch glatt nen Strich durch meine wunderbare Zuspätkommstory gemacht, denn die Kiste wurde irgendwie immer schneller. Irgendwann hab ich dann aufgegeben auf den Tacho zu schauen und es sozusagen einfach „Rollen lassen“.
Ich kam sogar noch so rechtzeitig in Gelnhausen an, dass ich direkt auf den Parkplätzen vom Barbarossabad parken konnte. Einige von den anderen armen Würsten, die ihr Auto an der Straße geparkt hatten, wurden doch tatsächlich noch abgeschleppt – ich versteh nicht, warum die Polizei an solchen Tagen nicht ein paar Augen zu drückt – wahrscheinlich verdienen sie einfach zu viel daran.
So nu war ich da und hatte keine Ausrede mehr – dachte ich! Ich setzte mich zum Vereinsheim in Bewegung wo schon reges Getümmel herrschte. Der Anblick von einer 5meter langen Kuchentheke stimmte mich dann ein erstes Mal an diesem Tage etwas versöhnlicher. Ich bekam also meine Startnummer 262 – hmm schöne Nummer dachte ich noch so – dann wurde angemalt und ich tiescherte zurück zum Auto. Rad raus, Vorderrad rein, Aufkleber drauf, Aufkleber auf Helm, Startnummer an Startnummernband – Chip um…… hää … hier war kein Chip. Kein Transponder weit und breit. Kein Band – keine Zeitnehmer in der Startnummer – einfach nix – OH MIST – das läuft hier mit Championchip, schoss es mir durch den Kopp und meiner befand sich natürlich 104km nördlich auf dem Regal im Badezimmer.
Na sieeeeehst Steffi – hier ist sie doch endlich Deine Ausrede. Obwohl – verdammt – könnte es nicht auch so sein, dass die Ausgabe erst beim Check in erfolgte ….. iiiiirhg immer diese Zweifel. Also musste ich mich wohl doch aufmachen. Zum Glück sind die Wege kurz und so erfuhr ich schon 2min später, dass es de facto keine Transponder gab – aha – das machen die dann wohl „per Hand und Auge“ - soll mir Recht sein.
Als ich mein Rad abstellte traf ich gleich das erste bekannte Gesicht und kaum das man erst mal ins Quatschen kommt sind solche Gedanken wie „hab ich Lust hab ich keine Lust“ wie weggefegt. Zur WK Besprechung tauchten dann weitere Bekannte auf –so auch Thorsten, der am Ende des Tages mit einem tollen 3.Pl. in seiner AK in einem mächtig stark besetzten Feld, wirklich zufrieden sein konnte.
So langsam rüstete sich die erste Startgruppe, um gegen 09:00 Uhr ins Wasser zu kommen und das hieß für mich – noch mal zum Auto, die wärmenden Sachen auszuziehen und mit dem Frieren anzufangen. Glücklicherweise sind in Gelnhausen die Wege kurz und die Starts zügig, so dass ich schon bald ins warme Wasser kam. Leute, ich fühlte mich da gleich soooo wohl drin, ich wollte gar nicht mehr raus.
Dass das auch durchaus hätte passieren können, war angesichts meiner fast 8wöchigen Schwimmbadabstinenz durchaus im Bereich des Möglichen. Am vergangen Mittwoch hatte ich es ja zum Glück noch mal kurz auf die 50m Bahn geschafft und prompt nach 1400m Muskelkater gehabt. Also war ich so richtig in froher Erwartung, was ich gleich im Wasser erwarten durfte.
Aber wie so häufig, geschieht das Schöne dann wenn man gar nicht damit rechnet. Und so war der Startschuss um 09:20 Uhr am gestrigen Vormittag der Anfang von einem echt schönen WK, der bei mir wieder alle Lust auf diesen Sport geweckt hat.
Es sollte also losgehen – wir hatten uns auf der Bahn abgesprochen und irgendwie wollten alle 10min für die 500m schwimmen. Prima dachte ich, 10min schaffste im Moment wohl nicht, also reihst Du Dich hinten ein und schwimmst gemütlich Deinen Stiefel. Der Startschuss fällt, die Meute krault los – ich stoß mich leicht ab und flupp, häng auch schon den Greten meiner Vorschwimmerin. Dort blieb ich hängen und hab eigentlich nur darauf gewartet, dass die endlich mal ein bisschen schneller werden würden und abdüsen, aber nix passierte. Nachdem ich bei 250m immer noch wie blöde hinterher gepaddelt bin, dachte ich mir Jetzt reicht’s – also Beinschlag angeworfen und erst mal die zwei vor mir schwimmenden überholt und kurz geguckt, was auf der nächsten Bahn passieren könnte. Aber die vier vor mir schwammen so aufgereiht, die hätte ich auf einer Bahnlänge nicht geschafft. Also nahm ich wieder ein bisschen raus und stieg bei 10:26 auf dem Wasser.
Ein wenig musste ich mit der blöden Badekappe kämpfen, die wir gleich beim Ausstieg zurücklassen musste und dann hatte ich in der WZ leichte Orientierungsprobleme. I.d.R. ist sie schon viel „übersichtlicher“ wenn ich an Land komme. Aber hier war es ja so, dass die schnellen Jungs und Mädels alle erst noch kommen sollten.
Na gut – Rad gefunden – Schuhe an, Helm auf, Startnummer an und ab dafür. Ich kam gleich super gut in den Tritt und bin wohl noch nie so locker vom Wasser aufs Rad gestiegen. „dann wolln wir doch mal gucken, wie fix wir unterwegs sind“ – dachte ich und lugte auf den Tacho – DER allerdings zeigte nix an, außer die aktuelle Uhrzeit – das Mistding wollte nicht und kam auch nicht mehr in Gange. Egal. „Dann wollen wir doch mal gucken, wie der Puls so ist“ – dachte ich und lugte auf meinen Polar – DIE allerdings war von innen angelaufen und zeigte gerade gar nix mehr an. !!!!!
Na gut – dann eben pur nach Lust und Gefühl. Mein Gefühl sagte mir – der Puls ist max bei 140 und Du bist echt langsam unterwegs – komisch nur, dass die anderen auch alle so langsam sind. Hin und wieder musste man abbremsen, weil sich die Autofahrer bei ihren Überholmanövern meist drastisch verschätzten – aber ansonsten ging es ganz gut auf der Strecke. Grüppchen gab es bei uns so gut wie keine und so rollte ich dann irgendwann nach ca. 22km recht entspannt dem nächsten Wechsel entgegen. Die Ergebnisliste sagt 45:10 – also auf jeden Fall auch wieder ne Minute schneller als im letzten Jahr und das hätt ich nu niemals gedacht, denn letztes Jahr hab ich wirklich richtig doll getrampelt – hmm
Dann wieder rein in die WZ und Laufschuh an. Das gestaltete sich etwas schwierig, denn die Socken waren nass und kalt und die Schuhe etwas zu eng geschnürt, aber irgendwann klappte es dann. Noch mal kurz zur Radflasche gegriffen und ein kleines Schlückchen genommen und schon konnte es losgehen. DAS ging irgendwie im letzten Jahr glaube ich besser, aber dafür kam dann nach 1km die Quittung. Dieses Mal kam ich erst nach einem km so richtig in den Tritt – und ab da hat es einfach nur noch Spaß gemacht. Ich bin in den drei Jahren, in denen ich jetzt an Triathlon WK teilnehme noch nie sooo locker und flüssig gelaufen. Es war einfach nur ein saugeiles Gefühl. Für die 5km hab ich dann 29:06 min benötigt. Vll. wäre es noch ein bisschen fixer gegangen, aber dafür hab ich wenigstens noch die mir am Ende meiner Laufstrecke entgegenfliegenden Männer angefeuert – soviel Luft musste sein.
Sehr sehr versöhnlich war dieses Ergebnis von 1:28:01 (ca. 6min schneller als im letzten Jahr) und ich habe diesen WK wirklich außerordentlich genossen. Das Weizenbier und die Würstchen hatte ich mir verdient und habe noch die Siegerehrung abgewartet und bin dann glücklich und zufrieden nach Hause gefahren.
SO stelle ich mir einen gelungenen Saisonauftakt vor.
Viele Grüße
Eure Kampa
PS: und nu noch mal mit ein paar Vertippern weniger