Machen ist wie Wollen - nur krasser! Jetzt gibt es doch noch einen Bericht zum langen Lauf vom 17.Februar 2019.
Im Flieger hatte ich ja in der trockenen Luft dort einige Male gehustet und bereits befürchtet irgendwie krank zu werden.
Die anderen beiden hatten mich immer mal verrückt gemacht, wegen der schweren Strecke mit ca. 400 Höhenmetern,
und sie hatten beide Bergläufe und Hügelläufe trainiert.
OK, das hatte ich auch mal getan, habe vor allem die Brücken hier bei uns oft auf meine Strecken getan.
Aber so richtig gut lief es bei mir im Vorfeld bergan nicht. Aufregend... Grummeln im Bauch... hm...
Als GG dann (ich hatte es ihm bereits vor Monaten erzählt
) mitbekam,
daß für den 05. Mai den flachen Mainz Marathon als Reserve-Termin für mich angemeldet habe,
wurde er langsam nachdenklich. Reserve für den Fall, daß beim Fliegen irgendwas schief ginge,
ich vorher umknicken würde, mir einen Infekt holen würde oder wasauchimmer.... Egal.
Die Hitze auf Okinawa machte mich nun fertig.... gut 20 Grad, oft Sonne, und heftige Luftfeuchtigkeit
.
Seit Donnerstag hatte ich einen kleinen Schwitzanfall nach dem anderen, vor allem nachts.
Wir wollten eigentlich jeder am Samstag früh einen kleinen Testlauf machen. Meine Schwester meinte sogar zusammen?! *eek* Da hatte ich eine Höllenangst vor.... Es war so heiß, ich (gefühlt) so schwer und so langsam...
und sie in Leichtigkeit um mich herum tänzelnd.... ?
Glücklicherweise schlief sie Samstag bei Sonnenaufgang noch,
ich hatte rasch meine Laufsachen an, und war flott mal 3 km laufen draussen, schön an der Strandpromenade...
Das ging dann doch ordentlich *schnaufff* , trotzdem bekam ich immer mehr Angst vor meinem Irrsinn,
morgen dann mit viel Training und heftig Übergewicht einen hügeligen und heißen Marathon laufen zu wollen.
Als ich zurück kam waren die anderen auch zum Laufen unterwegs.... Ich glaub sie kamen ganz gut klar mit der Hitze.
Karin war etwas irritiert, daß ich hatte alleine laufen wollen, sie verstand nicht,
daß ich mich nicht wohl fühlen würde, mit Menschen eines völlig anderen Fitnesslevel mithalten zu müssen?!
Sie wäre doch ganz langsam?! ... (Denkt sie das wirklich?!)
Besuch der Marathonmesse und Abholen der Startunterlagen klappt ganz gut, auch mit der Verständigung
Wir essen dort am Stand Nudelgericht und so eine Art Rührei mit Kartoffeln, an die Stäbchen gewöhnt man sich
Abends kocht Michael in unserem Mini-Apartment prima für uns. Glücklicherweise ist für morgen, den Renntag dann
endlich kühler angesagt: nur 19 Grad und grau soll es werden... in der Nacht geht es sogar auf ca. 13 Grad runter.
Grau und bewölkt ist nicht so toll für die Fotos, für mich ist es zum Laufen Prima!
Die Husterei vom Fliegen war weg.... die Füße frisch eingesalbt, Lieblingslaufhose ohne Unterhose angezogen
- was nicht da ist, scheuert nicht - und mit den anderen schnell ein Taxi gefunden und zum Start gefahren.
Alles klappt: wir sind nach Knuddeln und Verabschieden dann alle drei rechtzeitig in unseren Startblocks,
Detlef vorne in C, Karin mittig in D - und ich in E - hinter mir folgen noch Block F, G und H;
eingeteilt wohl möglicherweise nach den Zeiten, die wir aus den Vorjahren bei der Anmeldung angegeben hatten.
Michael gibt auf unsere Taschen acht, und macht Fotos.
Er wartet später am Ziel auf uns - macht sogar noch vom Startfeld Aufnahmen.
Ich schnuggel noch ein Gel in der Startaufstellung, und habe 4 weitere eingesteckt: so ca. jede Stunde eins ist der Plan,
außerdem hab ich so eine Soft-Trinkflasche dabei mit selbst angerührtem Iso-Pulver. Sonst habe ich nur ein paar Tempos
und meine kleine Pocket-Kamera mit.
Um mich herum im Startblock ist es ruhig - kein Gedrängel oder lautes Geschwätz wie bei uns bei einem Volkslauf.
Insgesamt steht man hier nicht so eng, was ich sehr angenehm finde.... und: die Menschen sind so klein. Ein bisschen habe ich
den Eindruck in einer Kindergruppe zu stehen: So kann ich sonst NIE über die Menschen drüber gucken... aber nein,
es sind wirklich erwachsene Menschen!
. Für mein Gefühl sind viele viel zu warm angezogen: lange Ärmel und lange Hosen?!
Ich steh hier in kurz-kurz.... ob ich mich so verschätzt habe mit dem Wetter für heute? ...
(Habe ich nicht, stellt sich nachher raus
)
Jedenfalls folgt bald der Startschuss, die hinteren Block schieben sich höflich nach vorne - wieder ohne Gedrängel -
und ab dem roten Tor mit der Zeitnahme fällt dann auch alles in Trab.
Die ersten 11 Kilometer geht es flach parallel zum Meer, mal Uferstraße, mal Industriegebiet, alles ist bebaut hier....
Es ist warm, läuft aber bisher ganz gut, ich kann gut die angepeilten ca. Puls 158 laufen, ... die ersten 11 km in 1:15h
... alles gut.... und dann geht's das erste Mal bergan!
und der Puls schnellt auf 178, weil ich nicht wesentlich langsamer werden will
Ich stolpere über so ein Reflektordings in der Fahrbahn, ... gut, daß ich noch so fit bin, daß ich das gut ausfedern kann.
Alle 5 km gibt es eine offizielle Verpflegung mit Getränken und Obst, in der zweiten Hälfte auch Cola.
Und, es gibt etwas, was ich auf europäischen Läufen noch nie gesehen habe: Eisspray: Die Läufer lassen sich ihre Beine kühlend einsprühen, auf die Beine ihrer langen Laufhosen. OK.
Auf den ersten 11 km war wenig Publikum außer direkt am Start: nun wird es mehr
... und sie klatschen und feuern an,
Trommler, Tamburins, Fähnchen.... Oft sind private Verpflegungsstände mit Tabletts voller Bonbons, Reisbällchen, Obst und Kindereis.
Immer wenn es runter geht, geht der Puls wieder runter, und mein Tempo wieder rauf auf 7 min /km.
Immer wieder eine weitere Steigung.... Bergan werde ich überholt, bergab überhole ich....
Link zu meiner Sporteinheit auf der Strecke:
https://www.strava.com/activities/2154585548 auf Satelliten-Bild Umschalten zeigt, wie bebaut die Insel in diesem Bereich ist!
Hier ist alles bebaut, irgendwie hatte ich mir eine tolle tropische Insel anders vorgestellt, noch etwas mehr grün.
Jedenfalls sind die Fahrbahnen auf denen für uns links eine breite Spur gesperrt ist, tadellos.
Zum Halbmarathon hin wird es etwas zäh, gut 2:30 h sind nun herum, und die schwerere Streckenhälfte ist noch vor mir:
das wird knapp mit den eigentlich von mir angepeilten 5 h .... Immer mal wieder Bands an der Seite...
Oft Zuschauer, auch alte und junge... alles miteinander.... sogar so Rollatoren-Gruppen
..
die alten Menschen von Okinawa gucken Marathon!
An den langen Steigungen in der zweiten Hälfte der Strecke muss ich mich der gehenden Masse anschließen - denn ich
komme zu sehr in Schnappatmung wenn ich versuche, bergan zu laufen. Die Energie reicht nur für Walken bergan. Egal,
weiter geht's. Ich probiere das kleine Wassereis: kühlt schön, ist süß, tut gut! Sobald eine flache Stelle kommt wird wieder getrabt.
Ca. bei km 29 geht es in die amerikanische Airbase hinein - die Anfeuerung verändert sich, so einige Amerikaner laufen ja auch mit.
Die Bebauung da oben ist ganz anders, es gibt mehr Grünflächen... Sogar eine Bigband spielt,
und nach einigen Kilometern geht es da wieder raus.
Auf dem langen Bergabstück in den Stadtteil Chatan runter (da wohnen wir!) kann ich gut überholen,
endlich wieder ein ordentliches Tempo laufen. Aber ein paar Steigungen kommen noch.
Wenn man so einen Läuferwurm vor sich die nächste Steigung hoch kriechen sieht, das demotiviert irgendwie... es muss, es muss, ...
Die letzten gut 2 km geht es endlich wieder flach... ganz da vorne sind die Flutlichtmasten des Stadions mit Start-Ziel zu sehen!
Nicht mehr weit, jetzt aber .... nicht einbrechen... schon seit einigen km stimmt meine Uhr nicht mehr ganz mit den
Markierungen der km überein... irgendwie habe ich den Marathon schon komplett, dabei folgt noch die abschließende Stadionrunde! (Meine Uhr zeigt am Schluss 42,6 km)
Beim "aufs Stadion zu laufen" seh ich meine drei Recken bereits oben links winken! Sie sind schon heil im Ziel!
Alles gut, ich trab nun in die Runde... und ins Ziel...
Geschafft...!!
Es gibt eine Urkunde (Scannen und Schnellausdruck! ... so fix! ... dann die Medaille um... und weiter gehts in die Verpflegung...
da gibt es eiskalte Cola! in Dosen (und eiskaltes Bier in Dosen).. .. Eine Wohltat.
Angeblich gab es auch Sandwiches... aber dafür bin ich wohl zu spät dran... macht nix...
Die beiden anderen waren richtig schnell, alles hat gehalten... auch ich habe keine Blasen an den Füßen, nur ziemlich steife Knochen
In den nächsten Tagen stellt sich heraus, daß zwei weitere Zehennägel Schaden genommen haben, aber das ist ja nicht so schlimm.
Das komische Siegergrinsen hält einige Tage! ... und der Muskelkater klingt bereits im Laufe des Montags ab,
und zeigt mir an, wie gut ich diesmal trainiert war, .... vor gut 2 Jahren nach NY-Marathon dauerte er bis Dienstag nachmittag...
PS: hinterher erzählt mir Detlef, seit er von dem Reservetermin wusste, hätte er vermutet, daß ich aufgrund von Hitze und Selbstzweifeln nicht starten würde.... na sowas....