Ich gehe zu spät ins Bett. Ich gehe immer zu spät ins Bett. Aber besonders am Vorabend von Roth. Das ändert sich auch nicht, wenn ich "nur" Schwimmen soll. Da muß noch die Challenge-App installiert werden, der Ständer vom Trekkingrad ausgetauscht werden, die Speicherkarte für den Foto vorbereitet und der Akku geladen werden - und dann noch schnell recherchieren, wer denn überhaupt dabei ist von Firma, Verein, emu,..... der Beutel mit Neo, Brille, Duschbad, Handtuch, Badeschlappen und den ganzen Dingen, die man so gerne vergißt, fällt da schon gar nicht mehr ins Gewicht. Um halb zwölf ist aber dann endgültig Schicht.
Um 06:30 sind wir dann in Hilpoltstein. Geparkt wird bei einem Arbeitskollegen direkt neben dem ersten Wendepunkt der Schwimmstrecke. Denn bei ihm hat mein Radfahrer den Chip hinterlegt, den er zum Rad-Check-in gebraucht hat. Dann radeln wir erst mal zum Schwimmstart, gucken den Einzelstartern zu und ich kann schon mal inspizieren, welchen Weg ich durch die Wechselzone nehmen muß. Um acht Uhr geht es dann nochmal zum Auto um meine Schwimmutensilien zu holen.
Der Staffelbereich ist mittlerweile gut gefüllt, die ersten haben bereits ihre Neoprenanzüge an. Für mich wäre das eine halbe Stunde vor dem Start etwas zu warm. Irgendwann ist es aber doch soweit, Sabine macht mir noch den Reißverschluß zu und pünktlich 5 Minuten vorm Start der zweiten Staffelgruppe stehe ich am Einlaß zum Kanal. Ich war hier schon zu oft am Start und es ist irgendwie Routine: ins Wasser, Anzug fluten, vorschwimmen, an der Leine Warten, Sabine nicht am Ufer entdecken...
Anders wird es erst mit dem Startschuß. Einzelstart ist Kindergeburtstag. Obwohl ich in der zweiten Staffelgruppe bin und hier alle über 60 minuten gemeldet haben bricht jetzt der Krieg aus. Ein Hauen und Stechen und Prügelei wie ich es noch nicht erlebt habe. Schon beim vierten Armzug bricht mir mein Vordermann fast den kleinen Finger, weil sein Beinschlag mit meinem Armzug kollidiert. So schnell hätte es vorbei sein können. Ansonsten ging es beim Schwimmen recht zäh. Die 200m-Steine am Ufer waren irgendwie endlos weit auseinander. Ich schaue extra nicht nach vorne zur Brücke um mich nicht zu frustrieren. Irgendwann tue ich es doch, weil ich ja eignetlich schon fast an der Wendeboje sein müsste. Ha! Wieder reingefallen, denn es sind doch wieder mindestens noch 400m bis zur Brücke und ich bin doch wieder gefrustet.
Weil ich bei der Wende eh ein paar Züge Brust schwimme schau ich auch mal auf die Uhr: 25 komma irgendwas. Hochgerechnet ergibt das eine 1:06. Es wird also definitiv nicht mein Tag. Subjektiv fehlt mir die Kraft, ordentlich durchzuziehen. Die Schulter, die die letzten Wochen so schön durchgehalten hat, meldet sich auch wieder, aber das sollte ich ignorieren können. Als bei km 2,8 beim Aufstoßen Magensäuere mitkommt, wird es doch Zeit, etwas runterzuregeln. die letzte Vietelstunde bin ich nur nach damit beschäftigt, mir den Schwimmausstig herbeizuwünschen.
Ich schaue wenig nach vorne, aber irgendwann bin ich auf der Höhe der Ausstiegs-Helfer. Die Rampe hoch, flüchtiger Blick auf die Uhr, Kappe und Brille runter und dann laufen, laufen, laufen. Nee, rennen, rennen, rennen. Ich bekomme im noch geschlossenen Neo kaum Luft, ziehe mir beim Laufen den Kragen weg vom Hals um besser atmen zu können. Aber wieso stehen alle möglichen Leute in der Wechselzone mitten im Weg? Teilweise mit Rucksack auf - also keineswegs Radfahrer, die auf ihren Schwimmer warten. Nein, wahrscheinlich Schwimmer, die bereits fertig sind und nun Spaß daran haben, den anderen im Weg zu stehen. Wieso gerade an der Ecke, wo noch zweihundert Leute rum müssen. Wie kann man nur so ignorant und nicht mitdenkend sein? Zum Glück ist der Elch ein Elch und rennt mal einen der Spezialisten über den Haufen. Vielleicht hat er gemerkt, was er falsch gemacht hat.
Mein Radfahrer nimmt mir den Chip vom Knöchel. Wie er sein Rad nimmt und losläuft hab ich schon nicht mehr mitbekommen. Ich suche mir einfach eine ruhige Ecke, mach endlich den Neopren auf und lasse mich umfallen. Wäre der Weg in die Wechselzone 50 Meter länger gewesen wäre dies wohl von selbst passiert.
Das die Schwimmzeit, die ich beim Ausstig gesehen habe, nicht stimmen kann, habe ich mir schon gedacht. Statt einer flüchtigen 1:02:xx war es in echt eine 1:10:2x. Angesichts der geplanten 1:05 natürlich eine Entäuschung. Aber als Einzelstarter hätte ich mich auf mein Rad gesetzt, hätte gedacht "ist halt so" und wäre weitergefahren. Als Staffelstarter gibt es doch sowas wie eine gewisse Verantwortung gegenüber dem Team.
Beim Duschen gemerkt, daß mein Handtuch im Wechselbeutel fehlt. Nachdem ich mich schon über meine eigne Blödheit geärgert hatte und mich lufttrocknen ließ, habe ich doch glatt jemand mit meinem Handtuch rumlaufen sehen. Es war der Typ vom Nachbar-Fahrrad, der einfach mal in meinen Beutel gegriffen hatte. Die Sache unblutig geklärt, dann ging es zum Frühstücken zum Arbeitskollegen in HIP.
_________________ Wennst was machst, mach's gern. Machen mußt 'es eh! (Dem Fritz Engelhardt seine Mutter)
Zuletzt geändert von Der Elch am 18 Jul 2013 15:02, insgesamt 1-mal geändert.
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