Den Wandermarathon noch Sub 5h, ich fasse es nicht
Ok, also hier mein Wettkampfbericht, detaillierst
Fast 3xtäglich verfolgte ich die Wetterprognosen für Rorschach. Die wurden immer schlechter, für Sonntag waren sogar leichte Regenschauer angesagt
Am Freitag Nachmittag war ich angereist. Quartier bezogen und dann mal schnell mit Neo in den Bodensee gehüpft. Etwas wellig um die Zeit, das Wasser klar und angenehme 19°C (für Neoschwimmen). Es fühlte sich alles gut an. Ich hatte mir zwar einige Zielpunkte im See ausgesucht, aber die (für mich neue) Tendenz nach rechts zu schwimmen habe ich geflissentlich ignoriert
.
Samstag zur Pastaparty habe ich felix_w samt Familie und Vereinskollegen getroffen. Bei dem sehr unterhaltsamen Plausch wurde natürlich ausgiebig über die Radstrecke philosophiert. Von dem ominösen Anstieg, einer sehr steilen "Wand" war da die Rede und gefährlichen Abfahrten. Naja, wird wohl nicht so schlimm sein
Zum Essen gab es verschiedene Nudeln und leckere Soßen und frischen knackigen Salat mit dreierlei Soßen.
In der Wettkampfbesprechung wurde nochmals auf die Gefahrenpunkte hingewiesen. Vor Weiler war diesmal eine Baustelle mit Ampelstop (ließ sich nur durch zusätzlich 200 Höhenmeter umgehen
). Ehrlich gesagt, fand ich den Ampelstop im Nachhinein für die richtige Entscheidung
. Die Ortsdurchfahrt von Weiler mußte diesmal umfahren werden, da durch den Festbetrieb die sonst übliche Straße nicht befahren werden konnte.
Die Veranstalter prophezeiten für den Renntag ein Kaiserwetter wie am Samstag.
In der Tat, am Morgen war es zwar bewölkt aber überraschend warm (ca. 20°C).
Parkplätze gab es zuhauf direkt an der Wechselzone. Am Wettkampfmorgen habe ich mich in der großzügigen Wechselzone eingerichtet. Praktisch: bis auf die Schwimmsachen konnte alles am Fahrrad platziert werden. Toiletten und kleine Umkleidezelte gab es auch.
Zum Schwimmstart (Schwimmbad) mußte man ein paar hundert Meter gehen. Optimal: Toiletten, jede Menge Klopapier (wurde auf dringende Anfragen sofort nachgereicht
) und zwei Schwimmbecken zum Warmschwimmen. Ich bin in eins dieser Becken reingehüpft - Arggh, war das Wasser kalt, da mußte man aber schon ein paar Bahnen schwimmen, um die Körpertemeratur wieder aufs normale Niveau zu bringen. Man konnte sich allerdings auch im 19,7°C warmen See einschwimmen.
Diesmal gab es einen Wasserstart und pünktlich ging es los.
Ohne Geprügel passierte ich die erste Boje und schien einen nach dem anderen zu überholen. Da mir das dann mit der Zeit etwas spanisch vorkam, wagte ich mal einen Blick nach vorne - da war ja gar nix! Weiter links waren irgendwelche Verrückten mit gelben Badekappen zu erkennen
Oha, da bin ich etwas zu weit Richtung Friedrichshafen abgedriftet - lag bestimmt an der Strömung
Im folgenden waren für mich die weit auseinander gezogenen roten Bojen nicht zu erkennen (habe als alter Sack im Dämmerlicht leichte Probleme). Ich bin dann immer einigen anderen hinterher, in der Hoffnung, daß die einigermaßen die Richtung halten. Blinklicher an den Bojen hätten für mich die Orientierung sehr erleichtert. Es war stark bewölkt und als langsamer Schwimmer findet man nicht so schnell die passenden Füße
Nach indiskutablen 1:23 bin ich aus dem Wasser.
In der Wechselzone habe ich mich gut abgetrocknet, komplett umgezogen (Badehose aus, EMU Hose an), die Beine noch vorsichtshalber mit Vaseline eingecremt. Die kurz vor dem Wettkampf erstandenen Beinlinge lies ich liegen. Ein schwerer Fehler und nach 10km auf dem Rad wollte ich wieder zurück - ich war total durchgefroren
Die Wetterprognose vom Veranstalter bestätigte sich nicht, es klarte nicht auf und wurde auch im Verlauf des Wettkampfes nicht wärmer, zumindest nicht während meiner drei Allgäurunden.
Im Vorfeld des Wettkampfes hatte ich mir den Kopf zerbrochen, wie das wohl mit einer nicht gesperrten Radstrecke funktionieren könnte. Aber es hat. Die Wegweiser waren gut zu erkennen und die Absicherungen und Einweisungen an Kreuzungen einwandfrei. Teilweise war es z.B. Richtung Bregenz ein komisches Gefühl, wenn weit und breit kein anderer Teilnehmer zu sehen war. Erst das Auftauchen der nächsten Markierung lies mich aufatmen, daß ich noch auf der richtigen Strecke war
.
Bei der ersten Verpflegungsstelle passierte ein Malheur. Ich rief nach Wasser die Helferin reichte mir eine Flasche, zog wieder zurück, weil da wohl Iso drin war und hielt mir eine zweite Flasche hin. War glaube ich die einzige Helferin, die Getränke gereicht hatte. Ich bremste dann ab, griff nach der Flasche, die lies aber nicht los, dafür ich, um nicht zu stürzen. Ich driftete dann etwas zur Fahrbahnmitte und hörte dann schon von hinten ein "Achtung" und Bremsgeräusche. Es tat einen Schlag und ein Lenker bohrte sich in meinen linken Oberschenkel. Ich konnte gerade noch das Gleichgewicht halten, ausklinken und absteigen. Mein Unfallpartner stand auch schon wieder auf den Beinen. Scheinbar hatte es ihn rückwärts vom Rad gehauen und er ist auf den Hinterkopf gefallen. Es ist dank Helm nichts passiert. Ein anderer Fahrer hatte noch freundlicherweise angehalten (er hatte das mit dem Sturz genau beobachtet) und bat ihn, sich seinen Helm genauer anzusehen. Die Schale schien noch in Ordnung und wir konnten die Fahrt wieder fortsetzen. In der Zwischenzeit hatte ich mein Wasser bekommen
Die Helferin hat sich tausendmal entschuldigt, aber zum Glück ist nichts ernsthaftes passiert.
Der erste richtige Anstieg war die Scheidegg 4km lang mit durchschnittlich 10%. Also nix wildes und da es praktisch konstant hoch ging, konnte man rhythmisch weiterkurbeln. Etwas stutzig wurde ich nun doch, was mein Tacho da anzeigte. 11km/h, 10km/h, es wurde immer weniger und kräftiger reintreten wollte ich nicht, da ich ja noch am Anfang der 183km war. Bei der anschließenden Abfahrt fing bei 64km/h mein Rad an zu vibrieren und ich bremste ab. Vor Weiler, bei dem besagten Ampelstop, stellte ich fest, daß mein Hinterrad einseitig an der Bremse schleifte. Ich bin also mit Stotterbremse die Scheidegg hoch - na Prost Mahlzeit
. Bremse weitergestellt und das Hinterrad nochmal neu eingespannt und dann ging es auch viel leichter tretend weiter. Wie sich später herausstellte, ist eine Speiche von meinen HED JET60 durch den Unfall leicht verbogen worden.
Ab diesem Zeitpunkt habe ich beschlossen den Radpart als RTF zu betrachten.
Zu Beginn der Allgäurunden ging es serpentinenartig abwärts, eigentlich sehr schön und schnell zu fahren, ich da aber natürlich mit gebremsten Drang da runter. Bei einem Tempo von ca. 55km/h waren auch die "haarigsten" und winkeligen Abfahrten gar kein Problem. Wenn man full speed runterheizt, kann man aber an den gut ausgeschilderten Gefahrenzonen Probleme bekommen.
Es ging dann bald wieder bergauf und plötzlich höre ich neben mir ein freundliches "ALLO". Eine kräftig gebaute Chantal läßt mich da am Hügel stehen
. Ein Macho wäre sicherlich hier abgestiegen und hätte sein Rad in das Geröll der Allgäuer Vulkanfelsen gepfeffert: "damn fuckin flat tire". Aber ich bin ja ein "Gentlemen" und denke "beim nächsten steilen Anstieg hole ich dich eh wieder ein"
Ich habe Chantal erst wieder auf der Laufstrecke gesehen.
Der sagenumwobene 20%ige Anstieg war nicht der Rede wert. Die steilste Stelle war zum Glück nur sehr kurz und die restliche Steigung gut zu bewältigen. Ein älterer Zuschauer sah genüßlich zu und meinte nur lachend " genießt mal die Schönheiten des Allgäus"
Ich wette, den Spruch läßt er jedes Jahr los...
Am Ende der Runde ging es nochmal schön hoch, die Steigung hat mir mehr weh getan, als dieses kurze Steilstück. Gegen Ende der zweiten Runde merkte ich deutlich meinen schwer geprellten Oberschenkel und die Schmerzen am Steilstück wurden fast unerträglich. Zum Glück waren die gröbsten Anstiege nach der dritten Runde geschafft und es ging nun Richtung Wechselzone.
Leider hat sich auch die Wahl der EMU Hose als falsche Entscheidung erwiesen. Nach ca. 100km hatte ich mich wund gefahren und konnte die Aeroposition nicht mehr halten. Das Polster taugt nur für kurze Strecken und ich habe das wirklich satt eingerieben.
Von der Radstrecke war ich insgesamt begeistert. Die Hinweise und Absperrungen waren einwandfrei. Man benötigt natürlch eine gewisse mentale Härte. Kaum Mitstreiter Richtung Allgäurunde und Richtung Wechselzone, Zuschauer waren natürlich auch Mangelware. Aber darauf hatte ich mich im Vorfeld eingestellt. Im Training fahre ich ja auch alleine und benötige kein Gebrüll oder Getröte zur Aufmunterung.
184,4km auf dem Tacho. Reine Fahrtzeit grottige 7h 5min, aber in Anbetracht der Umstände war es ja ok. Ca. 15min. habe ich durch Unfall, Reperaturarbeiten und Pinkelpausen "verloren".
Der Wechsel ging einigermaßen zügig (bin mit Free 5.0 gelaufen, war prima!) und das Loslaufen war zu meiner Überraschung gar kein Problem.
Die neue Laufstrecke war unterteilt in 4 Runden à 10,5 km und führte auf dem Radweg an der Straße (ca. 1km lang) und dann an der Promenade lang. Wechselnder Belag (Kopfsteinpflaster - sehr unangenehm mit zunehmender Wettkampfdauer, Asphalt und Feinschotter) und Sonntagsausflügler auf der Laufstrecke gestalteten die Strecke abwechslungsreich. Behindert wurde keiner (soweit ich sehen konnte) und es war angenehmer als in Roth mit dem Publikumsverkehr. Bei größerem Teilnehmerfeld könnte das natürlich anders aussehen!
Die km Angaben konnte man vergessen. Zur Zeitnahme war das einzig Verläßliche die Runde.
Verpflegungsstellen mit allem Möglichem gab es zwar genug, aber der Abstand zwischen der 2. und 3. kam mir doch gefühlte 3km vor, zu groß für meinen Geschmack. Das bekam ich zu Beginn der zweiten Laufrunde zu spüren, konnte die Unpäßlichkeit aber mit Gel und Wasser zum Glück wieder in den Griff bekommen. Gegen Ende der 2. Runde wurden die Schmerzen im Oberschenkel unerträglich und ich mußte ca. 3/4 der dritten Runde gehen. Leider fiel mir etwas spät ein, daß ich die Schwellung mit einem kühlen Schwamm lindern konnte. Aber inzwischen war ich so ausgekühlt, daß ich nicht glaubte noch eine weitere Runde gehend zurücklegen zu können. Kurz nach dem Festzelt ergatterte ich am Infostand ein wärmendes Helfershirt (Besten Dank!) und o Wunder, ich konnte wieder laufen!
Die Runde bin ich fast komplett durchgelaufen, nur an den Verpflegungsständen habe ich angehalten und mich ausgiebig verpflegt. Bei der Gelegenheit habe ich einen Andreas aus Aschaffenburg kennengelernt (nein, nicht vb_man
) und wir sind dann zusammen ins Ziel gelaufen.
Im Zelt gab es erstmal eine wärmende Decke, Finishermedallie, Shirt, Nudeln mit Soße, allerlei Getränke, Massagen und ein aktueller Ergebnisservice.
Fazit: ein schöner Wettkampf. Familiäre Atmosphäre, herrliche Schwimmstrecke für Leute mit mehr Orientierungssinn als ich, schwierige Radstrecke, die man auch mit weniger als 3000km Radkilometern in den Beinen bewältigen kann, teilweise nicht so attraktive Laufstrecke.